

Tere! (Das ist estnisch und heißt Hallo, womit sich unser Wortschatz auch schon fast erschöpft hat.)
Heute früh wachten wir bei dichtem Nebel über der Ostsee auf, doch bald kam die Sonne raus und es wurde wieder ein schöner Tag, auch wenn der Gegenwind heute noch etwas stärker war.
Zeitig brachen wir auf und radelten auf geschlängelten Straßen durch Nadelwälder entlang der nördlichen Küste Saaremaas. Leider hatten wir zu wenig Zeit, um die Insel genauer zu erkunden. Und so verließen wir Saaremaa auch schon wieder kurz hinter dem Ort Orissare über einen Damm zur drittgrößten estnischen Insel Muhu. Diese war bald durchquert und wir nahmen die Fähre zurück zum estnischen Festland, was wir nach nur 30 Minuten Fahrt errichten.
Auch wenn wir zur Mittagszeit bereits 60 km hinter uns gebracht hatten, mussten wir zügig weiter, weil der nächste Zeltplatz noch weit entfernt war. Mit ordentlichem Tempo strampelten wir weiter, manchmal auf schwierigen Schotterpisten, aber meist auf gut asphaltierten Straßen. Auf diesen sahen wir heute sehr viele Schlangen – sowohl tot als auch lebendig.
Gerade als wir es uns für eine längere Pause gemütlich gemacht hatten, hörten wir von weiter weg Donner. Wir schwangen uns also wieder auf die Räder und blieben trocken. Nach 142 km erreichten wir schließlich unser heutiges Ziel, einen Campingplatz kurz vor der Stadt Pärnu. Da dieser Zeltplatz – und dieses mal ist es ein richtiger – weder WC noch Dusche hat, sprangen wir wieder in die Ostsee um uns zu waschen, obwohl der Seewind recht frisch wehte.
Morgen fahren wir dann nach Pärnu und werden bald die Grenze zu Lettland erreichen.
Die Versorgung klappt bislang übrigens ganz gut. So etwa alle 50 km gibt es doch einen kleinen Tante-Emma-Laden oder einen Konsum, sodass wir unsere Vorräte täglich auffüllen können. Mag der Laden noch so klein sein, eine große Eistruhe haben sie alle und so gönnten wir uns schon das ein oder andere Eis. Mit frischem Obst und Gemüse sieht es hingegen schlecht aus. Falls es etwas gibt, sieht es nur selten ansprechend aus. An vielen Bananen beispielsweise war kein gelber Fleck mehr zu sehen.
Insgesamt war Estland sehr schön, ruhig und teilweise sehr verschlafen. Manch kleiner Ort wirkt als sei die Zeit stehen geblieben. Dörfer, in der Form und Größe wie wir sie kennen, gibt es hier nur selten. Meist steht ein einzelner Hof irgendwo umgeben von einem großen, offenen Garten und weiten Wiesen. Und nach ein paar Kilometern der nächste. Nachbarschaftsstreitereien dürfte es hier selten geben.
Wir folgen meist dem R1 (oder Eurovelo 10) und dieser ist gut ausgeschildert. Meist führt die Route über Straßen, was wegen des wenigen Verkehrs aber nicht schlimm ist. Die Straßen sind überwiegend gut asphaltiert, aber Nebenstraßen werden auch gern mal spontan zu Schotterpisten.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Esten ein nettes, ruhiges und eher verschlossenes Völkchen sind. Meist werden wir kurz skeptisch beäugt, aber mehr wollen sie mit uns dann auch nicht zu tun haben.
Wir sind gespannt auf Lettland!