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Pärnu – lettische Grenze – Sigulda: Tage 7 & 8

1. September 2013Helsinki - Usedom, RadreiseKeine Kommentarecontr3

Sveiki!
Das ist lettisch, wir sind seit vorgestern nämlich in Lettland – und verstehen diese Sprache genauso wenig wie alle anderen bisher. Aber der Reihe nach.

Kurz nachdem wir vorgestern aufgewacht sind, hörten wir ein leises Nieseln auf unserem Zeltdach. Geistesgegenwärtig wie man morgens um 7 nur sein kann, beschlossen wir schnell alles noch vor dem Frühstück zusammen zu packen. Nur 10 Minuten später – wir waren gerade fertig mit Sachen packen – kam eine kräftige Husche vom Himmel. Doch danach wurde es wieder ganz schön, auch wenn es sich etwas abgekühlt hat.
Vom Zeltplatz fuhren wir in die Stadt Pärnu, die im Reiseführer als malerisches Städtchen und bedeutendster Badeort Estlands angepriesen wird. Die meisten der (einst) schönen Holzhäuser haben ihre besten Zeiten jedoch hinter sich. Der breite Strand ist zwar ganz nett und lädt zu vielerlei Aktivitäten ein, aber da ist uns so ein entlegener natürlicher Strand doch tausend mal lieber. Wir hielten uns also nicht lange auf und fuhren weiter.
Doch leider war die Strecke nicht so schön. Wir mussten (mangels alternativer Wege) sehr lange auf einer großen viel befahrenen Straße fahren, die Tallinn mit Riga verbindet. Vor allem die LKW donnerten teils gefährlich nah an uns vorbei. Überhaupt scheint es, als gebe es in Estland mehr LKW als Autos und vor allem rasen die so sehr. Ich habe es noch nie so oft gesehen, dass Autos von LKW überholt werden.
Von den insgesamt 115 gefahrenen Kilometern konnten wir nur rund 40 auf einer ruhigeren Nebenstraße verbringen. Auf dieser überquerten wir schließlich die Grenze nach Lettland. Interessanterweise wurde der Unterschied zwischen dem letzten estnischen und dem ersten lettischen Dorf sofort in der Architektur sichtbar.
Die Suche nach einem Campingplatz wurde dann schwieriger als erwartet. Denn zwar sind viele Zeltplätze ausgeschildert, aber vor Ort stellt man fest, dass einige davon gar nicht mehr betrieben werden. Wir fuhren also wieder ein Stück zurück und konnten auch auf diesem Campingplatz erstmal niemanden sehen. Bis eine Babuschka aus dem Beet gekrochen kam. Nachdem wir gegenseitig festgestellt hatten, dass ich kein lettisch und weder sie noch ihr Sohn englisch konnten, versuchten wir uns auf russisch zu verständigen. Für die alte Frau war das kein Problem, aber mir fiel es sehr schwer meine paar Brocken russisch, die ich mal beherrscht habe, wieder vorzukramen. Aber irgendwie klappte die Verständigung doch. Jedenfalls habe ich immerhin verstanden, dass sie meinte, wir seien jetzt Freunde, weil wir beide keine Russen sind und uns dennoch auf russisch verständigen. Auch wenn ich noch immer glaube, dass uns die Frau ziemlich abgezockt hat, wenn man bedenkt, dass es keine Dusche gab. Als ich nämlich fragte, wieviel es kostet, hat sie irgendwas genuschelt und wollte erst mal sehen, was wir haben. Sie wollte unbedingt Euro und nahm sich schließlich 10€. Wie auch immer, wir mussten also mal wieder zum Waschen in die Ostsee. Dafür gab es auf dem Zeltplatz interessante Gesellschaft. Den ganzen Abend und auch am nächsten Morgen stakste nämlich ein Storch über die Wiese und ließ sich nicht von uns beirren.
Zur Feier des Tages (Grenzüberquerung) gab es mal Abwechslung auf den Abendbrotstellern und nicht wie sonst immer Nudeln. Stattdessen hauten wir Hähnchensteaks und Kräuterbaguette auf den Einweggrill, den wir an einer Tankstelle erstanden hatten. Dazu gab es frischen Kartoffelsalat von der Theke. Unser Mahl stand einem richtigen Grillabend also in nichts nach und Andi freute sich, dass er danach noch ein Lagerfeuerchen machen konnte.

Gestern ging es dann erstmal auf der hässlichen großen Straße weiter bis wir nach rund 25 km in eine ruhigere Straße einbogen. Nur leider wurde diese bald zur holprigen Schotterpiste. Aber wenigstens war da kein Verkehr.
Auf unserem Weg in die lettischen Berge – Andi wollte unbedingt eine Bergetappe, aber es sind eher Hügel – mussten wir noch einige Kilometer auf unbefestigtem Untergrund zurücklegen. Doch bei der Fahrt durchs Hinterland haben wir Einblicke in das bäuerliche Leben der Letten bekommen. Die Menschen leben hier ziemlich abgeschieden und einfach. Da Haus und Hof gut bewacht sein wollen, hat fast jeder einen Hund, die uns alle anbellten. Die meisten waren angekettet, doch manche eben nicht und so hatten wir mehr als einmal einen kleffenden Köter an den Fersen, der uns einige Meter verfolgte. Da radelt es sich gleich viel schneller.
Bereits am Nachmittag erreichten wir die Stadt Sigulda, das lettische Outdoor-Mekka, sogar mit einem Skihang. Nachdem das Zelt stand, machten wir uns auf den Weg, die Stadt mit Burg und Schloss anzusehen.
Gestern waren wir zum ersten mal seit sechs Tagen unter einer richtigen Dusche und es fühlte sich schon gut an, sich mal wieder mit warmen Wasser zu waschen.
An einem von anderen Gästen zurück gelassenen Feuer machten wir uns abends Marshmallows und Andi erfreute sich, dass er ohne Gaskocher unser Abendessen zubereitete.
Nach nur 95 Tages Kilometern gingen wir zeitig schlafen, um am nächsten Tag fit zu sein für Riga.

contr3
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