

Auch unser zweiter Tag in Litauen sollte sehr schön werden. Wir gingen es gelassen an, weil wir eigentlich nicht weit fahren wollten. Nach einem entspannten Frühstück bei Sonne und Morgentau setzten wir uns wieder auf unsere Drahtesel und strampelten los nach Klaipėda. Die drittgrößte Stadt Litauens, die einst preußische Hauptstadt war und bis 1925 Memel hieß, ist vor allem aufgrund ihres großen Hafens von Bedeutung. Nachdem wir durch die Stadt gerollt sind und in einem Café Halt gemacht hatten, fuhren wir zum Hafen, von wo aus wir die Fähre zur kurischen Nehrung nahmen. Wie mittlerweile in Litauen gewohnt, klappte alles reibungslos und wir mussten nicht lange auf die nächste Fähre warten. Die Überfahrt dauerte nur etwa 5 Minuten, da die Halbinsel Kurische Nehrung und Klaipėda quasi nur wenige Meter von einander entfernt sind. Mit uns waren viele andere Radfahrer auf dem Schiff, aber alle ohne Gepäck.
Das Wetter zeigte sich mal wieder von seiner besten Seite und so begannen wir über die Nehrung zu radeln. Die Halbinsel mit ihrer einzigartigen Landschaft ist gerade mal 5000-6000 Jahre alt, aber in wenigen weiteren tausenden Jahren wird sich ihr Aussehen wohl schon massiv verändert haben. Denn die Dünen der Nehrung wandern weiter und so bewegt sich die Halbinsel weiter auf die Ostsee zu. Heute jedoch kann man ihre wilden Wälder, hohen Dünen und schier endlosen Sandstrände ganz entspannt genießen. Etwa die Hälfte der Nehrung liegt auf litauischem Gebiet, der Rest gehört zu Russland. Auf der litauischen Seite führt ein Radweg über die gesamte Länge, über den man die Natur und die wenigen verschlafenen Dörfer bestens erkunden kann.
Wir radelten bis Nida, dem letzten Ort vor der russischen Grenze und touristisches Zentrum der kurischen Nehrung, wo sich unglaublich viele Deutsche tummeln. Nachdem unser Zelt auf dem wieder ausgezeichneten Campingplatz stand, spielten wir erstmal eine Runde Tennis. Die gerade mal 82 km an diesem Tag hatten uns scheinbar nicht ausgelastet. Dann strampelten wir auf die 52 Meter hohe Parnidis-Düne, von wo aus sich uns eine super Aussicht über die atemberaubende Dünenlandschaft und die dichten Wälder bot.
Von dort ging es weiter an den ewig langen, feinen, weißen Sandstrand, wo wir im Sonnenuntergang unser Abendbrot genossen. Es gab leckeren Räucherfisch (Števis), den wir an einer der vielen Fischbuden erstanden. Mit dem Rauschen der Ostsee im Rücken machten wir uns zurück zum Zeltplatz, wo wir bei einer Tasse Tee den wundervollen Tag ausklingen ließen.