
Die letzten beiden Tage liefen wettertechnisch nicht so gut. Die Entscheidung eine Nacht in der Pension zu schlafen, hat sich als sehr gut herausgestellt, da es die ganze Nacht lang in Strömen regnete. Als wir am nächsten Morgen weiterfuhren, strahlte die Sonne wieder, was ein buntes Farbspiel zwischen dem Meer, der felsigen Küste und den Zypressen am Straßenrand gab. Wir fuhren einige Kilometer die schöne Küstenstraße entlang, die sich hoch und runter schlängelte. Kurz bevor wir den Ort Labin erreichten, setzte leider wieder starker Regen ein. Klitschnass fuhren wir weiter ein Stück landeinwärts über herrliche Serpentinen. Immer wenn sich der Regen etwas legte und die Sonne durchkam, strahlte die Landschaft in satten Farben. In diesem Teil des Landes gibt es viele Mischwälder, die grün und rot leuchteten. Die ersten Vorboten des Herbstes sind hier schon zu sehen.
Unser Weg führte weiter über kleine Dörfer wie Rasa oder Valtura. Unser nächstes Ziel war ein kleiner Landzipfel, der ins Meer hineinragt, mit dem schönen Namen Poluotok Kamenjak. Der Ort Premantura ist quasi das Tor zu dieser rund 10km langen Halbinsel, die die Südspitze Istriens bildet. Auf der Halbinsel, die unter Naturschutz steht, kann man angeblich versteinerte Dinosauerierspuren sehen. Aber obwohl wir den kompletten Rundweg einmal abgefahren sind, fanden wir keine Dinospuren. Wobei man schon fast nicht mehr von Fahren sprechen kann, es war eher ein einziges Geholper. Also was Kroaten als Radwege ausschildern, ist in der Regel nur per Mountainbike befahrbar. Teilweise war der Weg so zugewuchert, dass wir mit unseren Fahrradtaschen gar nicht mehr durchkamen. Und dann stand man plötzlich bis zum Knöchel in einem Schlammloch. So ungefähr ist dort der Radweg.
Wir polterten also im Schneckentempo über die Halbinsel, was sich dennoch auf jeden Fall gelohnt hat. Es gibt wunderschöne Buchten mit schroffen Felsen, die ins Wasser ragen. An einigen Stellen ist das Baden zu gefährlich, weil einen die Wellen gegen die Felsen drücken würden. Aber es gibt tolle Buchten, wo man sich abkühlen kann. Das taten wir auch und erfreuten uns an bis zu 3 Meter hohen Wellen. Nur einige Kilometer weiter schlugen wir in Banjole unser Nachtlager auf dem Campingplatz von Diana auf. Es war wieder Regen vorhergesagt, aber was uns in der Nacht bevorstand, habe ich selten erlebt. Es gewitterte so heftig, dass einem Angst und Bange wurde. Ganz in unserer Nähe schlug ein Blitz ein, dass die Erde unter uns nur so bebte. Gute 2 Stunden blitzte und donnerte es heftigst um uns herum und es goss in Strömen. Wir schliefen wie im Wasserbett. Einige Zeit konnte unser Zelt standhalten, aber irgendwann liefen richtige Sturzbäche über den Zeltplatz und wir schwammen regelrecht auf einer Wasserschicht. Überraschender Weise drang nur relativ wenig Wasser ins Zelt, dafür hatte es eine von Andis Taschen erwischt. Nach zwei Tagen sind seine Sachen nun wieder trocken.
Immerhin konnten wir unsere Fahrt am nächsten Morgen im Trockenen fortsetzen. Es ging nach Pula, die größte Stadt Istriens. Pulas größte Sehenswürdigkeit ist das römische Amphitheater, dessen Bau im Jahre 2 v. Ch. unter Kaiser Augustus begonnen hatte. Außerdem gibt es weitere Überreste aus römischen Zeiten zu bestaunen. Da aber die Vorbereitungen für einen Ironman in vollem Gange waren und teilweise schon Straßensperungen vorgenommen wurden, machten wir uns schnell weiter.
Auf dem Weg zur nächsten Stadt Rovinj fuhren wir mal wieder über so einen tollen kroatischen Radweg, der aus Schotter und Matsch bestand. Aber auch das ging vorbei, dafür setzte wieder starker Regen ein. Völlig durchnässt erreichten wir Rovinj – eine zauberhafte alte Hafenstadt mit kleinen bunten Häuschen und niedlichen Gässchen. Da wir nass, kalt und hungrig waren, speisten wir dieses Mal im Restaurant. In Kroatien wird an vielen Ecken Spanferkel angeboten und die Spieße stehen direkt an der Straße vor den Gasthäusern. Der Duft hat uns schon viele Male verführt. Nun probierten wir es endlich mal und es war superlecker.
Im Regen ging es weiter über Serpentinen. Auf einem Parkplatz am Straßenrand boten Verkäufer kroatische Spezialitäten an. Wir wollten nur ein Glas Honig kaufen und gerieten dann aber irgendwie in eine Schnapsverkostung hinein. Nach dem fünften Glas wurden unsere Beine schwer und wir konnten den Verkäufer schließlich überzeugen, dass es nun reicht, weil wir sonst keinen Meter mehr radeln könnten. Neben dem Honig hatten wir danach auch eine Flasche Feigenschnaps in unserer Tasche.
Es wurde allmählich trockener, aber um unsere Sachen mal etwas zu trocknen, wollten wir diese Nacht in einer Pension schlafen. Wir fragten also bei der Touristenvermittlung und stellten fest, dass die nicht unbedingt Zimmer vermitteln, wenn sie auch eigene haben. Die gute Frau wollte uns unbedingt ihre eigene überteuerte Bude aufschwatzen, in der wir von Krabbeltieren begrüßt wurden. Wir lehnten dankend ab und steuerten den nächsten Campingplatz an, da nun auch die Sonne wieder schien. In der Abendsonne trocknete sogar noch unser Zelt und wir verbrachten in Funtana die bisher günstigste Nacht auf einem super Zeltplatz. Also merke: Die größten Campingplätze sind in der Regel nicht nur besonders sauber, sondern auch deutlich günstiger.