
Wir haben nun schon über 1.500 Kilometer in den Beinen und sind in Burgeis kurz vorm Reschenpass. Aber der Reihe nach…
Nachdem wir die abendliche Aussicht vom Zeltplatz auf Verona genießen konnten, rollten wir am nächsten Morgen gemütlich bergab in die Altstadt. Dort schlenderten wir ein wenig durch die schmalen Gassen und über beeindruckende Plätze bevor das touristische Getummel begann. Unsere kleine Stadttour begann auf der Piazza delle Erbe, einst Zentrum des mittelalterlichen Veronas und umgeben von prächtigen Bürgerhäusern, die mit historischen Malereien verziert sind. Anschließend schauten wir uns das Haus der Julia an, das von außen vor allem dadurch auffällt, dass tausende von Besuchern ihre Namen in die Mauern gekritzelt haben. Im Innenhof gibt es eine Bronzestatue der Julia zu sehen sowie den berühmten Balkon aus Shakespeares Erzählung, auf dem sich Romeo und Julia heimlich trafen. Weiter ging es zur Arena von Verona, die das am besten erhaltene und zweitgrößte Amphitheater der Welt ist nach dem Kolosseum in Rom. Verona ist eine wundervolle Stadt und bildete einen schönen Abschluss unserer kleinen italienischen Städtetour. Venedig, Padua, Vicenza und Verona sind auf jeden Fall einen Besuch wert.
Von Verona aus führt der Etschtalradweg zum Gardasee und von dort weiter nach Bozen, Meran, durch das Vinschgau bis nach Reschen. Diesem Weg folgten wir in den letzten beiden Tagen. Hinter Verona geht es erst einmal größtenteils eben am Flussufer entlang, aber schon bald kam der ein oder andere knackige Anstieg. Wir näherten uns schnell dem Gardasee, fuhren aber erst einmal in einem Tal neben dem Gardasee weiter, um dem Verkehr entlang des Sees aus dem Weg zu gehen. Bis kurz vor Rovereto fuhren wir durch beschauliche Weinberge durch die hügelige Landschaft, aber ohne allzu lange Anstiege. Dann bogen wir links ab Richtung Gardasee und nach einem machbaren Anstieg tat sich schließlich der Gardasee in seiner ganzen Schönheit vor uns auf. Wir rollten bergab zum See und erreichten den Ort Torbole, wo wir gleich den nächsten Campingplatz ansteuerten. Da es noch früh am Nachmittag war, nutzten wir die Zeit, um uns ein bisschen auszuruhen, Wäsche zu waschen und im Gardasee zu baden. Der war überraschend warm, aber der starke Wind lud nicht unbedingt zum Verweilen am Ufer ein. Die Windsurfer freute der starke Wind, der so berühmt ist für den nördlichen Gardasee. Die Surfer fegten nur so übers Wasser, dass es ein wahres Spektakel war. Dank des Windes hatten wir am nächsten Morgen sogar ein trockenes Zelt und so konnten wir uns früh losmachen zur nächsten Bergetappe.
Von Torbole ging es weiter auf dem Etschtalradweg Richtung Norden. Dabei führte der Weg stetig bergauf mit Steigungen von bis zu 20%, vorbei am Lago di Cavedine. Wir radelten durch die wunderschöne Region Trentino mit seinen endlosen Weinbergen. Kurz vor der Stadt Trient wurde es dann richtig anstrengend: Ein ca. 5 Kilometer langer Anstieg auf 800 Höhenmeter war nötig, da der Tunnel durch den Berg nur für Autos zulässig war. Wir mussten also den Umweg nehmen und schraubten uns über die Serpentinen bergauf. Und zum Glück ging es auf der anderen Seite des Berges genauso spektakulär bergab und so rasten wir auf die Stadt Trient zu. Danach ging es wieder relativ eben an der Etsch entlang vorbei an Weinbergen und Apfelplantagen, sodass wir flott vorankamen und sogar E-Bike-Fahrer überholten. Von denen gibt es hier übrigens sehr viele. Es ist schon beeindruckend, wie schnell diese Entwicklung in den letzten Jahren von statten ging. Abgesehen von den Rennradfahrern sieht man hier kaum noch Radler ohne Elektrounterstützung.
Vom Etschtalradweg bogen wir schließlich auf die Südtiroler Weinstraße, um unser Tagesziel Kaltern anzufahren. Dort schliefen wir auf dem Campingplatz direkt am Kalterer See, den wir bereits aus einem Urlaub im Frühjahr in guter Erinnerung hatten. Natürlich durfte am Abend ein Sprung ins kühle Nass des Sees nicht fehlen.
Wir sind übrigens nicht nur auf dem Etschtalradweg unterwegs, sondern auch auf der Via Claudia Augusta – einem der bekanntesten Radwege über die Alpen. Der römische Kaiser Claudius ließ die Via Claudia Augusta zur ersten richtigen Straße über die Alpen ausbauen, die von der Donau bis zur Adria führt.
Heute früh fuhren wir wieder durch Weinberge und endlose Reihen von Apfelbäumen. Die Apfelernte und die Weinlese sind hier gerade in vollem Gange, aber es hängt noch genug an den Bäumen, dass ein paar hungrige Radler mal naschen können. Es ging bis kurz vor Bozen, wo die Ausschilderung des Radroute etwas verwirrend ist, da man kurzzeitig auf der Straße weiter fahren muss. Insgesamt sind die Radwege hier aber sehr gut beschildert und sehr gut beschaffen. Sie sind, abgesehen von wenigen Kilometern Schotterweg, durchweg asphaltiert und fast immer abseits des Autoverkehrs. Und auch die Infrastruktur um den Radweg ist sehr gut. So gibt es entlang des Radweges nicht nur genügend Unterkünfte, sondern auch einige Radl-Cafés.
Nach einem kleinen Schlenker um die Burg Sigmundskron waren wir wieder auf dem richtigen Pfad und radelten an Bozen vorbei Richtung Meran. Außer einem kleinen Anstieg von Kaltern bis Bozen verlief der Weg bis hierhin relativ eben. Aber kurz hinter Meran stärkten wir uns noch einmal bei einer Mittagsrast, da nun die richtigen Berge beginnen sollten. Man muss dazu sagen, dass wir den Etschtalradweg bzw. die Via Claudia Augusta eigentlich falsch herum fahren. Die populärere Route verläuft von Nord nach Süd, da es so stetig bergab geht, und so ist es nicht verwunderlich, dass uns zwar einige Radler entgegen kommen, in unsere Richtung aber so gut wie niemand unterwegs ist.
Aber die knackigen Anstiege wechseln sich immer wieder mit ebenen Stücken ab, sodass man sich gut erholen kann. Und die tolle Landschaft lenkt ohnehin ab, sodass wir die Kilometer zügig abspulten. Aber ab dem Örtchen Glurns wurde es dann wirklich steil und so zogen sich die letzten Tageskilometer noch einmal bis wir unser heutiges Ziel Burgeis erreichten. Und auch die Landschaft veränderte sich ab hier deutlich: Die Apfelbäume werden immer weniger und es gibt nun saftige Weiden mit glücklichen Kühen.
Burgeis ist uns von mehreren Winterurlauben gut bekannt. Aber auch um diese Jahreszeit ist die Gegend ein tolles Reiseziel. Da unser alter Freund Hubert leider kein Zimmer mehr für uns frei hatte, suchten wir uns eine andere Unterkunft. Denn hier wollten wir uns nach über zwei Wochen Nomadenleben mal ein bisschen Luxus in einer Pension gönnen.
Wir liegen gut in der Zeit und es sind nur noch ca. 300 km bis München. Deshalb überlegen wir hier eventuell einen Ruhetag einzulegen und ein bisschen in der Gegend zu radeln und zu wandern.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Hallo, man hört garnichts von Jule Flach. Den Berg mit Ski runterfahren geht bestimmt schneller als zu Fuß und ist bestimmt nicht ganz so anstrengend. Die Berge sind schon sehr hoch, da wächst garnichts mehr. Den Reschenpass und den Fernpass kennt ihr ja, hoffentlich findet ihr einen schönen Fahrradweg.