
Eigentlich ist man ja meist traurig, wenn der Urlaub zu Ende geht. Aber wir sind heute ganz froh, dass wir nicht wieder auf die Räder steigen müssen. Denn es regnet mal wieder in Strömen. Und unsere Hintern freuen sich auch über etwas Erholung. Nun sitzen wir also im Bus nach Berlin.
Vor drei Tagen empfing uns Schweden mit Sonnenschein, relativ flachen Straßen und starkem Gegenwind. So waren alle Tage bis nach Göteborg. Wir kamen mit der Fähre in Strömstad an und radelten über kleinere Straßen meist entlang der Küste, wobei wir ein paar schöne, kleine Hafenstädtchen durchquerten. Für die Nacht fanden wir einen wunderschönen Platz zum Wildcampen auf einem Felsen oberhalb einer kleinen Bucht. Die Aussicht beim Abendbrot war herrlich. Und als wir am nächsten Morgen aufwachten, fiel unser Blick auf das schillernde Wasser und einen kleinen Hafen.
Wir radelten unsere Kilometer durch die schwedische Landschaft, die deutlich flacher und sanfter ist als in Norwegen. Deshalb wird hier auch mehr Landwirtschaft betrieben und wir passierten einige schöne Höfe im typischen schwedischen Baustil. Als wir am nächsten Tag auf dem Campingplatz in Malö eincheckten, mussten wir etwas schlucken wegen des Preises. Wir dachten, den teuersten Campingplatz der Reise gefunden zu haben, da hatten wir die Rechnung aber noch nicht mit Göteborg gemacht. Nichtsdestotrotz hatten wir in Malö einen tollen Platz direkt am Wasser. Und immerhin sind in diesem Teil des Landes die zahlreichen kurzen Fähren kostenlos.
Der letzte Fahrradtag der Reise war angebrochen und uns trennten nur noch 80 km von unserem Ziel Göteborg. Circa 40km vor der Stadt begannen die Straßen größer und der Verkehr dichter zu werden. Da macht das Radfahren weniger Spaß und wir wollten nur noch ankommen, weshalb wir die Kilometer recht zügig abspulten. Wobei man sagen muss, dass rund um und in Göteborg die Radwege sehr gut ausgebaut sind. Bereits weit vor der Stadt gibt es gut ausgeschilderte Radwege, auf denen man direkt bis ins Zentrum geführt wird. Im Zentrum wird der Verkehr überwiegend durch Fahrräder, Busse und Trams abgewickelt. Es gibt kaum Autoverkehr, was Göteborg zu einer sehr angenehmen, ruhigen und entspannten Stadt macht.
Am frühen Nachmittag erreichten wir also Göteborg und steuerten den Campingplatz Lisebergsbyn an. Mit ca. 30€ war das unsere teuerste Übernachtung auf der Tour. In Schweden braucht man zudem eine Campingkarte, die einmalig ca. 15€ kostet. Nachdem unser Zelt stand, machten wir uns auf ins Zentrum, um Göteborg ein wenig zu erkunden – ein schönes Städtchen mit vielen Cafés und viel Grün. Und das Beste ist: Hier gibt es riesige Godis-Läden. Godis heißt auf schwedisch Süßigkeiten und in diesen Läden kann man sie sich nach Lust und Laune selbst mixen. Abgerechnet wird dann nach Gewicht der gefüllten Godis-Tüte.
Heute am letzten Morgen unserer Reise wurden wir nochmal vom Regen geweckt. Nachdem alles gepackt war, ging es los zum Busbahnhof. Das Verladen der Fahrräder war sehr unkompliziert. Fernbusse haben sich für uns als eine richtig gute Alternative für Reisen mit den Fahrrädern herausgestellt. Nun stehen uns 12 Stunden Busfahrt bis Berlin bevor und dann ist diese Radtour auch schon wieder zu Ende.
Unser Fazit? Obwohl es definitiv unsere Tour mit dem schlechtesten Wetter war, ist diese Radreise wunderschön gewesen. Wir hatten vorher ehrlich gesagt nicht gedacht, dass wir die geplante Strecke schaffen werden, da sie doch sehr viele Höhenmeter enthielt. Aber allen Widrigkeiten wie Regen, Kälte, Wind und steilen Anstiegen zum Trotz haben wir es bis Göteborg geschafft, ohne uns zu stressen. Norwegen ist ein tolles Radelland, da es relativ wenig Verkehr gibt und die meisten Autofahrer sehr rücksichtsvoll fahren. Man sollte aber eine gewisse Fitness mitbringen, da es eben sehr bergig ist. Auch wenn der Weg quer durchs Bergland recht anstrengend ist, hat es sich aus unserer Sicht gelohnt. Denn landschaftlich sind die Berge noch attraktiver als die Küste und es ist einfach viel weniger los. Für Naturliebhaber ist es ein fantastisches Land und die Möglichkeit wildzucampen, erlaubt es einem sehr flexibel unterwegs zu sein und traumhafte Ruhe zu finden. Auch die Wasserversorgung ist dabei kein Problem, da es so viele saubere Bäche und Wasserfälle gibt. Einziger Nachteil an Norwegen sind die hohen Lebensmittelpreise. Aber wenn man diesbezüglich so anspruchslos ist wie wir, ist auch das in Ordnung. Wir werden definitiv einestages nach Norwegen zurückkehren und den Norden des Landes und die Lofoten erkunden. Denn eigentlich haben wir ja nur einen minimalen Teil des Landes in den zwei Wochen kennengelernt. Aber dieser Teil war schon wunderschön.
Da wir in Schweden nur sehr wenige Tage untewegs waren, wollen wir uns darüber kein abschließendes Urteil erlauben. Das entdecken wir dann mal auf einer anderen Reise.